Für Marcel Platzek hätte der Saisonstart in der Oberliga Niederrhein nicht besser verlaufen können. Satte zwölf Tore hat der ehemalige Angreifer von Rot-Weiss Essen in den ersten acht Saisonspielen für den 1. FC Bocholt erzielen können. Besser noch: Bisher hat „Platzo“ in jedem Einsatz mindestens einmal getroffen, beim 8:0-Heimsieg gegen Sterkrade-Nord sogar dreifach. Damit hat er nun schon mehr Treffer für die „Schwatten“ erzielt als in seinen letzten zwei Jahren bei RWE.
„Eine solche Torquote hatte ich noch nie, das kann gerne so weitergehen“, sagt ein gewohnt gut aufgelegter Platzek selbst über seinen Saisonstart. „Jeder Fußballer braucht Spaß am Fußball. Essen war auch eine geile Zeit, aber jetzt spiele ich wieder jedes Spiel und das ist für einen Fußballer immer das Schönste. Ich probiere einfach, das Vertrauen zurückzuzahlen.“
Mit einer solchen Quote hätte er selbst aber auch nicht gerechnet: „Ich bin ein Spielertyp, der immer alles für die Mannschaft gibt. Bei RWE wurde ich anders gebraucht, das habe ich angenommen und war für die Mannschaft da.“ An erster Stelle stehe für ihn sowieso immer das Team und es sei egal, wer die Tore schießt. Aber: „Wenn es so gut läuft, umso schöner.“
Das liegt auch an Trainer Jan Winking, der es offenbar blendend versteht, Platzek in sein Spiel einzubinden. Ohnehin hält der 31-Jährige viel von seinem fünf Jahre jüngeren Coach, einem der jüngsten deutschlandweit in dieser Klasse: „Dass er so weit und reif ist als Trainer, finde ich sehr beeindruckend. Ich habe einen guten Draht zu ihm. Was ich vor allem super finde: Er ist noch nicht am Ende, nimmt Sachen an und sucht die Gespräche.“
"Es ist einfach beeindruckend, was wir offenbar immer noch für ein Standing haben. Das ist einfach geil."
Marcel Platzek
In Bocholt beweist Platzek jedenfalls seinen Torinstinkt wie nie zuvor und erledigt genau das, wofür er im Sommer verpflichtet wurde. Der ambitionierte Traditionsklub vom Hünting hatte sich schließlich schon länger auf die Fahne geschrieben, in die Regionalliga aufzusteigen. Das zeigen auch die Transfers von Dario Schumacher (Bonner SC), Maurice Plunkte (Kickers Offenbach) oder Marvin Lorch (VfB Homberg) oder eben auch der seines langjährigen Teamkollegen Kevin Grund.
Für die beiden RWE-Urgesteine ist das Kapitel Essen ohnehin kaum abschließbar. Schließlich seien nicht nur beim Ligaspiel am Uhlenkrug gegen den ETB viele Anhänger vor Ort gewesen. „Jedes Spiel, egal ob Heim oder Auswärts, kommt man mit Leuten mit RWE-Schal ins Gespräch. Es ist einfach beeindruckend, was wir offenbar immer noch für ein Standing haben. Das ist einfach geil.“
Dass es mittlerweile etwas weniger Zuschauer am Spielfeldrand sind, macht dem gebürtigen Moerser derweil überhaupt nichts aus. Vergleich: Das bestbesuchte Bocholt-Spiel war am 2. Spieltag beim Derby gegen Kleve mit 1.300 Zuschauer. Eine Woche vorher in Baumberg waren gar nur 150 Menschen am Rand anstelle von Tausenden in Essen, Wuppertal, Aachen oder Oberhausen. „Ich wollte diesen Schritt bewusst gehen“, sagt Platzek dazu. „Ich hoffe aber, dass wir schon bald wieder Highlight-Spiele haben werden. Wir sind selbst auch auf einem guten Weg. Die Stimmung wird immer besser. Die Leute sehen auch, dass wir im Moment abliefern. Es macht einfach wieder Bock zu kicken.“